• Schlsselbein_mit_Nagel

Meinen ersten Bericht hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt. Ich wollte von einer unfallfreien, schönen RTF (Radtourenfahrt) berichtet. Aber wie sagt man:“ Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt.“

Bei dem Bericht geht es mir nicht darum den Sturz mit seinen Einzelheiten „dramatisch“ darzustellen, sondern wie sich Fahrer im näheren Umfeld eines „Massensturzes“ verhalten haben.
Leider kann jeder von uns, ob im Rahmen einer RTF/CTF oder bei sonstigen Radrennen, schnell in eine solche Situation geraten.

Entstehung des Unfall:
Bei der RTF waren ca. 200-300 Teilnehmer am Start. Ich fuhr in der ersten Gruppe von ca. 40-50 Fahrern durch Ortschaften, kleineren Landstraßen sowie asphaltierten Wirtschaftswege, wo wir immer wieder auf voller Breite fuhren, obwohl Autos von vorne kamen. Ich fahre jetzt seit ca. 4 Jahren RTFs und habe das Gefühl, dass ein Renncharakter immer mehr zunimmt, obwohl diese im öffentlichen Straßenraum stattfinden. Nach ca. 30 km, immer noch 2-3 Fahrer parallel fahrend hielt ich mich so in der vierten Reihe auf. Es hatte leicht zu regnen angefangen und in einer Rechtskurve sah ich vorne einen Radfahrer aus mir unerklärlichen Grund stürzen. Was dann genau passierte weiß ich nicht, ob mich jemand von hinten touchierte oder ich ungeschickt die Bremsen gezogen habe, keine Ahnung. Jedenfalls stürzte ich mit einer Geschwindigkeit von über 30 km/h von der einen auf die andere Sekunde auf die rechte Seite. Das Erste was mir durch den Kopf ging war, bloß runter von der Straße, dass ich nicht auch noch von hinten durch Fahrer überrollt werde. Das Zweite was mir durch den Kopf ging war, nachdem ich im Bankett der Straße mit meinem Rad lag, hast du dich verletzt und kann ich weiterfahren. Ich hatte wirklich nur kleine Schürfwunden am rechten Knie und Hüfte, aber bei der Schulter sah es anders aus. Ich versuchte sie zu bewegen. Das erste mal ging es noch, dass zweite mal ging nichts mehr. Ich blieb sitzen, trank aus meiner Trinkflasche und nahm jetzt erstmals das Umfeld war.

Reaktionen vom Unfall:
Es kamen 4-5 Fahrer zum Sturz die Restlichen hatten es irgendwie geschafft zu bremsen oder auszuweichen. Ich hörte einen Fahrer der sagte: “Mein Rad ist kaputt, ich lass mich abholen“. Ich versuchte ihm zu signalisieren, dass ich gerne mitfahren wollte, aber irgendwie hatte er mich da am Straßenrand nicht wirklich wahrgenommen. Die Schulter tat langsam immer mehr weh und ich nuckelte weiter an meiner Trinkflasche, da mein Kreislauf sichtlich in den Keller ging. Weiter hörte ich:“ Na ja, wenn die abgeholt werden, können wir ja wieder weiter, oder?“.Ich bemerkte einen anderen Fahrer, der zwar stand, sich aber auch die Schulter hielt, und definitiv nicht so aussah, dass er weiterfahren konnte.

Mein Helfer:
Nachdem ich feststellen musste, dass ich nicht weiter komme, war ich irgendwie ratlos. In dem Moment kam ein Radfahrer zu mir und fragte wie es mir geht. Ich erklärte Ihm meine Situation, dass mein Rad wohl von irgendjemand zum Ziel zurückgebracht wird, aber was mit mir ist wüsste ich auch nicht. Er fragte andere Radfahrer die noch am Ort des Sturzes standen, aber eigentlich auch schon wieder los wollten, ob denn bereits ein Krankenwagen gerufen wurde. Es stellte sich heraus, dass die Polizei angerufen wurde aber nicht wirklich ein Krankenwagen. Einige waren wohl der Meinung, die Gestürzten könnten ja auch mit dem Privatwagen zurück zum Start gebracht werden. Sofort wurde von meinem „Helfer“ ein Krankenwagen gerufen und blieb ab diesem Moment durchgängig bei mir bis dieser eintraf. Ich gab Ihm die Telefonnummer meiner Frau, damit sie wusste in welches Krankenhaus ich gebracht würde. Er war es auch dem auffiel, dass ein zweiter Fahrer Probleme hatte und rief auch gleich den zweiten Krankenwagen (das war der Fahrer gewesen der sich ebenfalls die Schulter hielt.

Krankenstand:
Es stellte sich rückblickend heraus, dass sich der andere Fahrer das Schulterblatt und ich mir das Schlüsselbein gebrochen hatte. Am Unfalltag wurde ich im Krankenhaus in Salzkötten erstversorgt und drei Tage später in Holzminden am Schlüsselbein operiert.

Danksagung:
Ein paar Tage vor meiner OP rief ich meinen „Helfer“ an um mich bei Ihm für seine Hilfe zu bedanken. In dem Gespräch stellte sich heraus, dass er zwar auch an der RTF teilnahm, aber erst 2-3 Gruppen später am Unfallgeschehen eintraf. Sein Bild der Situation war, dass sich die meisten Fahrer schon wieder auf den Weg gemacht hatten und die Situation eigentlich entschärft hatte. Zum Glück hatte dieser Mann Erfahrung was Unfallsituationen angeht (Feuerwehr o.ä.). Er bemerkte bei dem ganzen Trubel, dass sich zwei Fahrer sehr ruhig verhielten, der eine saß am Straßenrand (ich) und der Andere stand ruhig da und hielt sich die Schulter. Weiterhin erzählte er mir, dass nicht nur die Verletzten unter Schock stehen können sondern auch die, die sich nicht verletzt haben. So ist es leider oft, dass viele eine Situation nicht richtig einschätzen können bzw. nicht wirklich wissen was zu tun ist.

Fazit:
Wenn man von Glück (Helfer) im Unglück sprechen kann, war es der Umstand, dass jemand besonnen die Situation beurteilte und dementsprechend gehandelt hat. Der Umstand, dass jemand, bis zum Eintreffen des Krankenwagens, mir nicht mehr von der Seite gewichen ist war absolut beruhigend und absolut wichtig für mich in dieser Situation.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen noch viel Spaß bei der Ausübung unseres tollen Sports. Sollte es aber mal nicht so rund laufen, bleibt ruhig und besonnen, rennt nicht gleich zu denen die am lautesten schreien, sondern zu denen, die sich doch etwas ruhiger verhalten.

Ergebnis in der Altersklasse: dnf

Ergebnis in der Gesamtwertung: dnf

Gallerie zum Rennbericht:

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